beteiligt: Giese, Grübnau, Meinike, Krause, Bierwisch
Nach einem Vortrag Winckels am 20.4.1959 vor der Deutschen Kinotechnischen Gesellschaft wurde in der Zeitschrift "Elektronische Rundschau" 1959 Heft 7 ein Beitrag über dieses "Experimentier-Mischpult" veröffentlicht.
Die beiden Schaltbilder mit Pegeldiagramm zeigen, was das TU-Experimentierpult gegenüber einer "Normalausführung" auszeichnete:
da in der Normalausführung kein eigentlicher Mikrofonverstärker vorgesehen ist, mussten zwei Universalverstärker V72 (feste Verstärkung 34 dB) hintereinander geschaltet werden, um übliche Verstärkungen zwischen 34 und 56 dB für Mikrofone zu erreichen.
Allerdings hatte das den Nachteil, dass von der festen Mikrofonverstärkung von 68 dB je nach Anwendung und Mirkrofonart zu viel Verstärkung durch passive Eingangsdämpfung "vernichtet" werden musste;
Unsinnige "Vernichtung" von Verstärkung fand auch in den Summationspunkten und bei der Ausgleichsverstärkung nach den Reglern statt!
Im Blockschaltbild fällt auf, dass für die Lineeingänge keine Regler vorgesehen sind.
Bedienung und Kontrolle zeigen noch keine wirkliche Stereo-Strategie.
Ein- und Ausgangsverteiler sowie die Vor- und Hunterbandkontrolle nehmen rein mechanisch einen großen Teil der Konsolenoberfläche ein.
Aus dem Buch "Musik..., Verwandelt":
»Wegen der nur geringen Mittel des Lehrmittelfonds wurden alle Geräte ziemlich aus den Urelementen selbst gebaut,« (Zitat Winckel)
denn Geld zum Kauf von qualitativ hochwertigen industriellen Komponenten war nicht vorhanden. Die selbstgebauten Vor-, Zwischen- und Endverstärker waren als preisgünstige Weiterentwicklungen industriell gefertigter Standardgeräte ausgelegt, wie z. B. des zu Beginn der 50er Jahre in den Rundfunkanstalten eingeführten »V 72« von Telefunken. Dafür bediente man sich auch entlegener Quellen, etwa bei der Abhöreinrichtung, deren Verstärker »in Anlehnung an eine Schaltung finnischer Herkunft aufgebaut« wurde.
Das Universal-Mischpult besaß sechs Mikrofon-Eingänge (in zwei Gruppen zusammengefaßt) und fünf Line-Eingänge für zwei Stereoquellen (EMT-Schallplattenspieler und Tonbandmaschine M5) und ein Monogerät (Tonbandmaschine T9). Diese sieben separaten Quellen waren über Tastenfelder auf vier Ausgänge zu mischen.
»Die Schlußkalkulation ergab, daß ein Mischpult in der beschriebenen Ausführung bei einem Materialaufwand von etwa 7.000 DM und Arbeitsstunden in Höhe von etwa 8.000 DM für ungefähr 15.000 DM zu erstellen wäre. Materialstiftungen und der Selbstbau des Mischpultes verringerten die tatsächlichen Aufwendungen auf einen Bruchteil des genannten Betrages.«
Die Beschaffung der besagten »Materialstiftungen« war Winckels besondere Stärke, tatsächlich kam dabei eine erhebliche Liste zusammen. Das sparte zwar viel Geld, andererseits wurden die Konstrukteure auch durch die Beschränkung auf die solcherart organisierten Bauteile zu Kompromissen und Bastelei gezwungen. Das Ergebnis steht deshalb im Widerspruch zum »Universal«-Anspruch des Mischpults; die durch den Selbstbau bedingten Mängel schränkten in der Praxis die Brauchbarkeit des Gerätes stark ein.